Ein Einblick in die Wappenkunde

Wappen hatten für die Menschen dieser Welt schon immer eine besondere Bedeutung. Sie sind und waren ein Symbol für Macht sowie Ausdruck der Zusammengehörigkeit. Ob im Krieg oder als Symbol für verschiedene Länder – ein Wappen verleiht immer ein persönliches Gesicht. Um solch ein Wappen richtig lesen und deuten zu können, bedarf es einer Menge Hintergrundwissen. In der Wappenkunde werden der Aufbau als auch die Bedeutung der einzelnen Wappen genau untersucht. Doch wo genau liegen eigentlich die Ursprünge des Wappenwesens?

Die Ursprünge der Wappen

Zum einen sind es die literarischen Quellen wie Schriftstücke, Familienbücher und Stammbücher, in denen solche Wappen aufgezeichnet wurden. Auch bildliche Quellen geben Aufschluss darüber, wo der Ursprung solcher Wappen liegen kann. Dazu gehören Denkmäler, Grabsteine, Kirchenfahnen und Gemälde. Schon in der frühen Geschichte war es Brauch, als Krieger oder Staat Bilder und Symbole zu verwenden, die niemand anderes hatte. Ein Wiedererkennungswert war ebenso wichtig wie die Bedeutung solcher Symbole. Der Aufbau von solchen Wappen ist meist identisch. Ein einfarbiges Schild bildet den Untergrund für ein derartiges Wappen. So ein schlichter Wappenschild verkörperte bei den alten Wappen schon das Gesamtbild und wurde weder durch Symbole noch durch Zeichnungen ergänzt.

Der Aufbau und die Symbolik

Um aus diesem Anfang ein Vollwappen zu machen, werden ein Helm und Helmdecken ergänzt. Was die Aufteilung der Felder betrifft, so ist dies nur in senkrechter oder waagerechter Ausführung möglich. Die obere Linie gilt dabei als Schildhaupt, dann folgt die Mittelstelle und schlussendlich der Schildfuß. Heroldsbilder und gemeine Figuren sind besonders häufig auf den Wappen zu finden. Dazu gehören beispielsweise Tiere, Pflanzen oder Menschen. Auch Fabelwesen oder künstliche Bauwerke wurden gern für die Gestaltung der Wappen genutzt.

Auch als Heraldik bezeichnet, erfreut sich die Wappenkunde unter Historikern großer Beliebtheit. Jedes Wappen erzählt eine eigene Geschichte: Die Tiere, Pflanzen und Menschen auf dem Wappenschild, die Schildhalter, Helmzier, Mauerkronen und Wappenmäntel können gelesen werden wie ein Buch. Kommen dann noch Spruchbänder mit einem Wahlspruch dazu, gibt das Wappen ein ziemlich deutliches und vielschichtiges Bild von seinem Träger ab. Bezeichnete man früher die Kundigen als Wappenherold, so sind es heute weniger Herolde als vielmehr Historiker, die sich mit dem Lesen der Wappengestaltung vergangener Jahrhunderte beschäftigen. Sollen heute neue Vollwappen erstellt oder bestehende aus welchem Grund auch immer umgestaltet werden, erledigen das heraldische Vereine. Als historische Hilfswissenschaft hat die Heraldik durchaus an den Universitäten einen Platz und ist Gegenstand der Forschung.

Kurzer geschichtlicher Abriss

Ursprünglich ging es gar nicht um Vollwappen im heutigen Sinne, sondern um bemalte Schilde: Die sind der Ursprung der Wappenzeichen, was sich unschwer an der Form erkennen lässt. Die ersten Anfänge nahmen die Erkennungszeichen zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert als bemalter Schild. Die Bildsprache auf dem Schild wurde schnell komplexer, und ab dem 13. Jahrhundert bis hinein ins 15. Jahrhundert entwickelten sich die Vollwappen, wie wir sie heute kennen. Zur einfachen, mit Bild versehenen Schildform kamen nun Helm und Schmuck. Der Schmuck konnte allerlei fantasievolle Formen annehmen, beispielsweise aus Flügeln, Hörnern, Hüten oder Federn bestehen. Erst im 16. Jahrhundert verloren die Schilde ihre Funktion. Sie waren bislang immer als Schutz im Kampf dabei gewesen, jetzt wurden sie zu Ehrenzeichen. Und dem auf dem Schild gemalten und mit Helm und Schmuck versehenen Bild kam eine besondere Bedeutung zu. Die hat das Vollwappen bis heute. Übrigens liegt der Ursprung der Erkennungszeichen in kriegerischen Zeiten nicht unbedingt in Mitteleuropa: Man weiß, dass in Babylonien, in China, Persien und anderen Ländern schon sehr früh Schilde und Fahnen mit allerlei Figuren und anderen Erkennungszeichen versehen waren. Die sogenannten Feldfarben spielten eine wichtige Rolle, aus ihnen gingen die Flaggen hervor. Die Schildwappen entwickelten sich aus den verschiedenen Schildformen, -farben und -symbolen.

Nicht immer die gleiche Form

Auch wenn die meisten Wappen die typische Schildform (oben platt und unten in der Mitte spitz zulaufend) haben, ist diese Form kein Muss. Schilde konnten auch rund oder einfach oval sein, und das übertrug sich auf so manche Wappenform. Heute sind diese besonderen Formen eher unüblich.

Übrigens waren die Erkennungsbilder mit ihrer Symbolik, den Farben und Formen bis ins 12. Jahrhundert hinein grundsätzlich personengebunden. Jeder konnte also seinen Schild so gestalten, wie er es wollte. Oft wechselten die Personen in ihrer Kriegerkarriere mehrfach die Gestaltung ihrer Schilde. Als dann mit den Kreuzzügen und den ersten geschlossenen Topfhelmen Verbünde von vielen Adelshäusern gemeinsam in den Kampf zogen, wurde die Heraldik, also die bedeutungstragende Gestaltung der Wappenschilde, immer wichtiger. Und nach dem ersten Kreuzzug wurden Erbschilde immer populärer. Es galt von nun an als Ehre, die gleichen Bilder auf dem Schild führen zu dürfen, die der Vorfahr schon trug.

Hoher Wiedererkennungswert war und ist wichtig

Im Mittelalter übernahmen die Bilder und Symbole, Farben und Formen der Wappenschilde dann eine andere wichtige Funktion: Die meisten Ritter waren Analphabeten, hatten aber dennoch hin und wieder mit Schriftstücken zu tun. Wie also handhaben? Die Herolde kannten die Bedeutung der Wappenschilde, konnten die Symbole und Embleme einzelnen Namen und Titeln zuordnen. Damit ermöglichten sie es den Rittern, aufgrund des Vollwappens Schriftstücke richtig zuzuordnen. Das Wappen war nun vom Schild auf das Pergament gewandert, es wurde für Siegel verwendet. Außerdem fand man es nun auch zunehmend in der Architektur. Stadtportale, Wehranlagen und die Tore der Paläste wurden damit verziert. Auch hier machte das Vollwappen Besitzansprüche deutlich. Und schließlich wurden die reich verzierten Wappenschilde als Symbole in die sogenannte Wappenrolle aufgenommen. Das bedeutete, das niemand sonst die gleiche Bildsprache verwenden durfte. Vergleichbar ist das in etwa mit den heutigen Schutzmarken. Die Gestaltung der Vollwappen hatte nun auch festen Regeln zu folgen, was Einteilung, Farben und verwendete Bilder angeht.